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    Der Anfang 2007 bis 2009

    Irgendwann fängt es an mit der Krippe Aus meiner frühen Kinderzeit ist mir die große Transparent-Krippe auf dem Altar noch in guter Erinnerung. Hier stand ich jedes Jahr, fühlte mich angesprochen und schaute gebannt auf die Bilder der Weihnachtsgeschichte. Gut ein Meter hoch war das Krippenbild mit der heiligen Familie, mit Engeln, Hirten und mit Schafen, verteilt auf einem dreiflügeligen Transparent in einem schwarzen Rahmen: der große Bogen in der Mitte beherbergte das Christuskind, umgeben von Maria und Josef im Stall und zeigte den Stern am nächtlichen Himmel, auf den kleineren Bögen rechts und links waren die verkündenden Engel und die anbetenden Hirten zu sehen. Mich faszinierten immer die Beleuchtung und das Licht, das von dort ausging. Auch wenn es nur drei Kerzen als Lichtquelle hinter der geheimnisvollen Kulisse für die transparenten Farbbilder waren, strahlte im Mittelpunkt das Kind in der Krippe. Mit seinem hellen Schein zog es alle Blicke unmittelbar auf sich, während die übrigen Bilder überwiegend in einem dunklen Kontrast blieben. Diese Eindrücke von damals traten nun immer wieder stärker und vollkommener in mein Bewusstsein, auch die wunderbaren Erinnerungen an die Weihnachtsgottesdienste (damals regelmäßig am Abend des ersten Weihnachtstags), die mit allen Registern, Posaunen und frohen Stimmen von groß und klein im Glanz der Kerzen an zwei Weihnachtsbäumen klangvoll gefeiert wurden. Und diese vertrauten Gedanken begleiteten mich bei der Gestaltung der neuen Krippe. Die Transparent-Krippe gibt es schon lange nicht mehr (wo ist sie wohl?). In den letzten Jahren schmückte eine ausgeliehene kleine Krippe unseren Altar. Das Heute aber wurde in mir entfacht, als ich 2007 im Kirchenvorstand erstmals dem Thema Krippe begegnete. Von da an begann für mich das eher kindliche Kribbeln - zunächst im Kopf. Aber daraus entwickelte sich dann ein entschlossenes „Krippeln“ - bis heute.

    Im Oktober 2007 wurde ein Krippenausschuss mit der Aufgabe betraut, Ideen und Vorschläge für eigene Krippenfiguren zu machen. Dabei sollte aufmerksam der Stil des Bauernbarock in unserer Kirche beachtet werden, um nicht später im Gesamtbild einem empfindlichen Stilbruch zu erliegen. Die Recherchen dazu führten bis zum Würzburger Lehrstuhl für Ethnologie. Mittels unterschiedlich großer modellhafter Puppen wurde geklärt, dass für unsere großräumige Kirche nur größere Figuren in Frage kommen konnten.
    Und ab Sommer 2008 begann die Suche nach "der" Krippe für Klingelbach, auch weltweit im Internet; die ersten Vorschläge gab es im Oktober. Doch die Zeit für ein solches Vorhaben schien offenbar noch nicht reif. Man zog nochmals eine Bedenkzeit von etwa zwei Jahren ins Kalkül einer Krippe. Doch in der Advents- und Weihnachtszeit 2008 zog es meine Frau und mich zum Krippenlaufen, und wir besuchten in dieser Zeit über 700 Krippen-Varianten zur Abrundung unseres eigenen Bildes. Dabei begegneten wir lebensgroßen Figuren ebenso wie der Sanella-Krippe en miniature. Und als Ergebnis aus dem bilderreichen Bogen weltweiter Versionen gab es dann schon im März - im Anblick einer als Mustervorstellung herangeeilten Heiligen Familie - den Beschluss des Kirchenvorstands, eine Krippe nach diesen erlebten Vorbildern zu konfigurieren und über die nächsten Jahre stetig und vertraut wachsen zu lassen.

    Stern über Bethlehem, zeig uns den Weg ... führ uns zum Kind

    Endlich - die Umsetzung begann! Das Wunschziel war eine Krippe mit einem landschaftlichen Umfeld, die über Jahre weiter zu entwickeln und immer wieder (verändert) aufgebaut werden soll, und so auch künftigen Generationen ein weihnachtliches Ziel bietet, wo sich Kinder und Erwachsene zusammenfinden. Dazu waren zunächst der konkrete Standort der Krippe und die Größe im Endausbau zu erörtern. Maßstabstreue Skizzen über Bestand und „Neubau“, Sammeln von Einzelideen, gedankliches Simulieren an und mit anderen Krippenbildern, Varianten an Unterkünften, Landschaften, Botanik sowie Figuren und Szenen reihten sich aneinander. Und jetzt fing es in den Beteiligten zunehmend immer stärker an zu „krippeln“. Und zwei Festlegungen galt es nun für alle Aktivitäten zu beachten: erstens die Krippe sollte bereits an Heiligabend 2009 erstmals im weihnachtlichen Geschehen mitwirken und zweitens war die 48er Größe für die Figurenwelt die ausgewählte Größe (gemessen an Josef) für unsere Kirche. Und noch eine Verabredung galt: Die Krippe sollte ganz in Ruhe entstehen können!
    Im Spätsommer bereits hatte Klaus Biehl die Ausgangswurzel gefunden und legte auf seinem Hof im Stillen schon einmal los. Ende September war der Rohbau fertig - und siehe da, er war schön und beeindruckend und sehr groß geworden. Relationen und Maßstäbe mussten nun schrittweise aufeinander angeglichen werden, ohne den gelungenen ersten Wurf zu verbiegen; der Natur gleichsam suchten alle nach dem goldenen Schnitt für ein harmonisches Gesamtwerk an der ausgewählten Stelle in der Kirche. Und es gelang - wie man es heute sehen kann.

    Die zweite Werkstatt für das Objekt war dann der Sonnenhof, wo bei Ludwig Schönberger das Untergerüst und die Plattform über das ganze Chorgestühl passgenau gezimmert wurden. Eine Konstruktion, die über eine lange Zeit die Krippe verlässlich tragen soll.
    Abermals wurde Ende Oktober in der Kirche der Rohbau aufgebaut und unter allen Aspekten die Details wiederholt abgestimmt, bevor es dann in das Atelier für die Krippenlandschaft und die dazugehörige Botanik ging. In drei Segmenten zerlegt ging es mit der blanken Platte und dem Korpus in die Krippenwerkstatt (beim alten Stellmacher Robert Seelbach). Hier sollten Profile- und Reliefarbeiten im Endausbau erfolgen. Erneut wurde alternativ skizziert, wie das Landschaftbild naturnah und lebendig gestaltet werden kann. Und in diesen Wochen war das schöpferische Modellieren mehrmals ein sehr kritisches Beginnen, Verwerfen, Umgestalten und Vollenden in teils minimalen Schritten.

    Immer wieder waren bei den Einzelbildern die unterschiedlichen Größenverhältnisse die unbekannten Variablen. Bald waren in den Gesamtrelationen der Bachlauf zu flach oder zu breit, die Brücke zu klein, die Sitzbank zu tief, die Öffnung des Stalls immer noch zu groß. Über Nacht gar gefror in der Werkstatt im Eimer das eingeweichte Peddigrohr und unterbrach damit die aufwendigen Arbeiten am Hinterwandgeflecht. Und das Wetter konnte man überhaupt nicht aus den Augen verlieren, mussten doch zwischendurch unter freiem Himmel noch viele landschaftstypische Dinge besorgt werden.
    Stern über Bethlehem, dieser arme Stall birgt doch so viel Und unser Stern von Bethlehem wurde im letzten Augenblick in Wien in einer Sondergröße geschnitzt, damit er so - alle Bilder überschweifend - besser zu dem Gesamtensemble passt. Inzwischen aber zeigt er uns - ins rechte Licht gerückt - einmal mehr mit seinem weit sichtbaren Schatten den richtigen Weg.
    Gehölz und Moos, Steine und Fels, Sand und Schotter, Laub und Früchte, Flechten und Gewächs aus der Nähe von Roth, Herold und Ebertshausen, und ebenso von weit her aus dem Oberallgäu und dem Oberwallis - sowie aus der Kulisse einer verfallenen Mühle am Dörsbach. Oft wagten sich unter trautem Lichtschein kleine Käfer und andere Winzlinge aus ihrem Winterschlaf im Moos und unter der Rinde heraus auf die biblische Bühne. Ein kleines Schneckenbaby mit ausgefahrenen Fühlern überquerte so eines Morgens die Brücke und machte sich schon früh auf den Weg nach Bethlehem. Und in der Kirche gesellten sich beim Aufbaufinale gleich viele kribbelige Marienkäfer dazu.

    Am letzten Adventssonntag ging es dann gleich nach dem Gottesdienst an den Aufbau in der Kirche. Die restlichen Tage waren knapp geworden, alle Teile mussten jetzt hier zusammengeführt werden. Und draußen meldete sich mit heftigem Schneefall und eisigem Wind der Winter an, während in der Kirche sich viele Helfer an die neue Krippe machten. Noch eine letzte „Adventsvesper“ für das leibliche Wohl, denn danach wurden die vorgerichteten schweren Teile zusammengefügt. Und nun begann die spannende Detailarbeit, die Ideen und Bilder im Kopf mussten jetzt in eine lebende Landschaft transformiert werden.

    Begeisternd und in einer frohen vorweihnachtlichen Stimmung staunte einer über den anderen, wie sich der kleine Jesus so ins Bild rücken ließ. Raimund - überall kompetent zur Hand, ob am Profilaufbau oder am Stall, Carolin und Linda - deckten akribisch das Dach und „putzten“ die Krippenhöhle von außen. Dirk zauberte das Licht herbei, um so auch die ausdrucksvoll geschnitzten Gesichter und Hände, Falten und Konturen der kolorierten Figuren sichtbar zu machen. Und Monika und ich kümmerten uns stets um die Gesamtgestaltung und waren für die naturnahen Flächen mit ihren Gewächsen, und auch für die Christrose zur Heiligen Nacht gefragt.
    Stern über Bethlehem ... wir sind am Ziel Ein gemeinsames Kunstwerk entstand zur wachsenden Freude aller. Längst war die Krippe im Vorfeld eine Stätte ansteckender Begegnung geworden. Jeder spürte in jenen Tagen und Wochen seine individuelle Leidenschaft und Verbundenheit in diesem geheimnisvollen Wirken um eine liebevolle Gestaltung dieses neuen Mittelpunktes in unserer Kirche. Und vieles davon bleibt noch zu erzählen.

    Einzelheiten zu dem Baugeschehen

    Es handelt sich um eine kolorierte Kostner-Sammelkrippe; sie passt nach Stil und Farbe am ehesten zum Innenbild unserer Kirche. Die Figuren sind aus Lindenholz geschnitzt. Sie stammen vom Grödner Holzschnitzer Atelier Peter Staffler in Wien (künstlerische Holzschnitzerei seit 1596). Das derzeitige Krippenbild umfasst die heilige Familie, den Stern mit Gloriaengel, die Hirtin mit Bub, ein Schaf äsend und ein Lamm liegend.

    Das Krippenbild soll in den kommenden Jahren erweitert werden - Euer Herz erschrecke nicht - neben Ochs und Esel gibt es von den Künstlern eine Auswahl von insgesamt 120 Figuren. In den folgenden Jahren wird die Krippe schon zu Beginn der Adventszeit aufgebaut, um das „Geheimnis mit zu erleben“; das Krippenbild wird sich danach bis Epiphanias entsprechend dem Verlauf der Weihnachtsgeschichte verändern.

    Rund um die Krippe haben mitgewirkt

    Klaus Biehl, Fabian Fischer, Raimund Theis, Anneliese Greuling, Ludwig Schönberger, Dirk Othegraven, Carolin und Linda Richter, Monika und Wolfgang Müller.

    Zu danken ist der Familie Ulrich Weis (Salzer/Seelbach) für die großzügige Herberge in Werkstatt und Scheune. Die Erbauer haben erfahren, dass Bauen etwas Schönes ist. Aus den Steinen und in der Natur, die Gott uns an oder in den Weg gelegt hat, muss man erkennen lernen, dass man etwas Schönes bauen kann. Was können wir anderes sagen, als Danke an das Kind in der Krippe, dass alle so reich beschenkt! Wir danken für die Ermutigung und Aufmunterung, für die aufgeschlossene Unterstützung und die umfassende Hilfe von vielen Seiten. Und wir freuen uns, dass die ganze Kirchengemeinde ihre Weihnachtskrippe so herzlich aufgenommen hat.
    Stern über Bethlehem ... was uns froh macht, teilen wir aus Wir wünschen allen, die guten Krippen willens sind, dass sie immer wieder an die Klingelbacher Krippe heran treten, dort neue Kraft schöpfen und sie auch damit freundlich unterstützen und begleiten.

    Dafür danken wir am Ende unseres gemeinsamen Schaffens und sichern weiterhin unsere Hingabe zu. Wer sich über Dinge erregt, die ihm ganz unverständlich erscheinen, sollte an das Wort von David Ben Gurion (Staatsgründer von Israel) denken: Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.

    Klingelbach, 2. Januar 2010
    Wolfgang Müller

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