Gedanken zum Monatsspruch im Mai
„Viel Kälte ist unter den Menschen, weil wir nicht wagen, uns so herzlich zu geben wie wir sind.“ Der „Urwalddoktor“ Albert Schweitzer beschrieb mit diesen Worten anschaulich, was die Konsequenz einer Lebenshaltung ist, die stetig den Notleidenden übersieht: soziale Eiszeit und Bitterkeit in vielen Herzen. Dagegen ermuntert uns – ganz im Sinne von Schweitzer – die Bibel:
„Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun, wenn deine Hand es vermag“ (Sprüche 3,27). Das ist geradezu ein Naturgesetz, ohne dessen Beachtung ein gutes Zusammenleben unter uns Menschen nicht möglich ist. Schon als Säugling haben wir erfahren, dass wir ohne die Stillung unserer Bedürfnisse nicht überleben können. Dazu gehören neben Nahrung und Kleidung und Wohnung auch gute Worte. Und jedes Kind ab drei Jahren weiß, dass kein alter Mensch, der sich nicht mehr selbst versorgen kann, ohne Nahrung und Kleidung und Wohnung und gute Worte leben kann. Wie unglaublich selbstvergessen und zynisch wirkt da der Spruch: „Wenn jeder an sich selber denkt, ist an alle gedacht.“
Wie gut, dass Gott an alle Menschen denkt! Die Großen und die Kleinen, die Armen und die Reichen, die Einsamen und die Vielbeschäftigten sind alle seine geliebten Geschöpfe. Mit seinem Wort macht er uns Beine und fordert uns auf: „Sprich nicht zu deinem Nächsten: Geh hin und komm morgen wieder; morgen will ich dir geben –, wenn du es doch hast“ (Vers 28).
Reinhard Ellsel
